1. Hüftgelenksdysplasie (HD)

Die Hüftdysplasie oder Hüftgelenksdysplasie (HD) ist eine Fehlentwicklung des Hüftgelenks. Überwiegend sind große Rassen davon betroffen. Die HD ist zu großen Teilen genetisch bedingt. Falsche Ernährung und Haltung können die Entstehung oder das Fortschreiten der Krankheit begünstigen.

Die Untersuchung
Der Hund wird in gestreckter Lage geröngt. Dabei werden die Beine gestreckt und etwas nach innen gedreht. Diese Prozedur ist nicht schmerzhaft, aber ein ausgewachsener Hund wird das nicht unbedingt mit sich machen lassen, daher ist eine Narkose notwendig. Diese Untersuchung darf erst nach Vollendung des ersten Lebensjahres durchgeführt werden.

Auswertung der Untersuchung
Die züchterische Auswertung der Röntgenaufnahmen sind nur durch einen vom Rasseverband zugelassenen Gutachter möglich, an den die Röntgenaufnahmen eingeschickt werden.
Folgende Kriterien entscheiden, ob ein Hund keine HD oder eine leichte Abstufung hat:
- Norberg-Winkel (Winkel zwischen dem Zentrum des Oberschenkelkopfes und dem vorderen Pfannenrand. Bei einem HD-freien Tier sollte er mehr als 105° betragen).
- Kongruenz von Oberschenkelkopf und Gelenkpfanne
- Weite des Gelenkspaltes
- Pfannenkontur
- Kontur des Oberschenkelkopfes
- Vorhandensein von Hinweisen auf arthrotische Prozesse wie walzenförmige Verdickungen des
 Oberschenkelhalses, Randwülste an der Gelenkpfanne, unter dem Knorpel befindliche Verdichtungen der
 Knochensubstanz im Pfannenbereich und die Einlagerung von Knochenmaterial am Ansatz der Gelenkkapsel.

Klassifizierung / Zuchtbedingung
Bei einer HD bis leicht wird man in den meisten Fällen kaum Symptome feststellen können. Hat der Hund eine HD-Mittel (HD D) oder -Schwer (HD E), so ist es ratsam, mit ihm keinen intensiven Breitensport zu betreiben. Folgende Bewegungsabläufe sollten vermieden oder nicht zu häufig ausgeführt werden: Alle Bewegungen die die Gelenke besonders stauchen, wie Treppenlaufen, Springen auf harten Untergründen und ähnliche. Man sollte bei solchen Hunden versuchen eine Muskulatur aufzubauen, am besten durch gleichmäßigen Ausdauersport, z. B. Fahrradfahren (das Tempo sollte so sein, dass der Hund nebenher trabt, nicht springt!). Außerdem sollte man den Hund schlank halten, denn jedes Kilo zuviel geht auf die Gelenke.

Man kann dem Hund mit frühzeitigem Erkennen und richtigem Umgang mit der Krankheit ein normales Leben ermöglichen.


Wie äußert sich HD und wie geht man damit um?

  

 

Bezeichnung

Klassifizierung

Beschreibung

Zucht

A1 - A2 (HD-0)

HD-Frei

In jeder Hinsicht unauffällige Gelenke, Norberg-
Winkel 105° oder mehr. Manchmal noch A1, wenn der Pfannenrand den Oberschenkel-
knochen noch weiter umgreift.

zugelassen

B1 - B2 (HD-1)

HD-Übergangs-
form/Verdacht

Schenkelkopf oder Pfannendach sind leicht ungleichmäßig und der Norberg-Winkel beträgt 105° (oder mehr), oder der Norberg-Winkel ist kleiner als 105° aber gleichförmiger Schenkel-
kopf und Pfannendach.

zugelassen

C1 - C2 (HD-2)

Leichte HD

Oberschenkelkopf und Gelenkpfanne sind ungleichmäßig, Norberg-Winkel 100° oder kleiner. Eventuell leichte arthrotische Veränderungen.

darf nur mit HD-freien Hunden (HD A1-A2 gepaart werden

D1 - D2

Mittlere HD

Oberschenkelkopf und Gelenkpfanne sind deutlich ungleichmäßig mit Teilverrenkungen. Norberg-Winkel größer 90°. Es kommt zu
arthrotischen Veränderungen und/oder Ver-
änderungen des Pfannenrandes.

Zuchtausschluss

E1 - E2

Schwere HD

Auffällige Veränderungen an den Hüftgelenken z. B. Teilverrenkungen, Norberg-Winkel unter 90°, der Pfannenrand ist deutlich abgeflacht. Es kommt zu verschiedenen arthrotischen Ver-
änderungen.

Zuchtausschluss

 

  
2. Ellbogendysplasie (ED)

Die Ellbogendysplasie (ED) ist ein chronisch verlaufender Krankheitskomplex des Ellbogengelenks, besonders bei schnellwüchsigen Hunderassen. Die ED ist ein vererbte Entwicklungsstörung des wachsenden Skeletts. Es kommt zu einer schmerzhaften Veränderung des Gelenks und der gelenkbildenden Knochenteile, die zur Lahmheit
führt. Der Bewegungsumfang des Ellbogengelenks ist eingeschränkt. Hohes Körperwachstum und Fütterungs-
fehler sind weitere begünstigende Faktoren. Die Krankheit schreitet lebenslang fort und ist nicht heilbar, eine weitgehende Schmerzfreiheit kann aber in vielen Fällen erreicht werden.

Die Untersuchung
Die ED-Untersuchung wird im Zusammenhang mit der HD-Untersuchung durchgeführt. Eine Ellbogendysplasie entsteht, wenn die gelenkbildenden Knochenteile Oberarmknochen, Elle und Speiche nicht exakt genug zueinander passen. Die ungenaue Passform führt zu chronischen Umbauvorgängen am Ellbogengelenk und den gelenkbildenden Knochenteilen, die zur einer Sklerosierung der Knochen und zur Ausbildung von Knochenauswüchsen führen.

Auswertung der Untersuchung
Es wird der Schweregrad der Arthrose über das Ausmaß der Knochenzubildungen (Osteophyten) beurteilt.

Klassifizierung / Zuchtbedingung

 

Bezeichnung

Klassifizierung

Beschreibung

Zucht

ED O

frei

keine Osteophyten oder Sklerose

zugelassen

ED 1

Milde Arthrose

Osteophyten kleiner als 2 mm oder Sklerose der Gelenkfläche der Elle

zugelassen

ED 2

Moderate Arthrose

Osteophyten zwischen 2 und 5 mm groß

Zuchtausschluss

ED 3

Schwere Arthrose

Osteophyten größer als 5 mm

Zuchtausschluss

Wie äußert sich ED und wie geht man damit um?
Die erkrankten Tiere werden durch Lahmheiten im Bereich der Vordergliedmaße auffällig. Es besteht hierbei eine Mischform aus Hangbein- und Stützbeinlahmheit, häufig kommt es auch zu einer Wegführung des Unterarmes und der Pfote von der normalen Achse der Gliedmaße sowie einem Heranziehen des Ellenbogens an den Körper, wobei die Gliedmaße eingedreht wird.

Als Therapie werden chirurgische Eingriffe notwendig. Alle operativen Maßnahmen verhindern häufig nicht das Fortschreiten der Arthrose. Unterstützend ist eine schmerz- und entzündungshemmende Therapie sinnvoll. Auch auf das Gewicht sollte stets geachtet werden.


3. Erbliche Augenkrankheiten (gPRA, HC, RD)

gPRA - generalisierte Progressive Retina Atrophie
Die generalisierte Progressive Retina Atrophie (gPRA, bezeichnet ein fortschreitendes Absterben der gesamten Netzhaut des Auges) ist eine erblich bedingte Augenerkrankung, die viele Hunderassen betrifft. Es ist ein kontinuierlich fortschreitendes Augenleiden, welches im Endstadium immer zur Erblindung des Hundes führt. Die PRA ist nicht behandelbar oder heilbar.
Die PRA ist eine Erkrankung der Netzhaut (Retina). Die Netzhaut ist jene mehrschichtige Struktur im Augenhintergrund, die mit Hilfe von Sehsinneszellen die Lichtstrahlen empfängt und diese über verschiedene Nervenzellen und -fasern über die Sehbahn zum Gehirn weiterleitet.

Die Untersuchung
Mit Hilfe von entsprechenden Augentropfen werden die Pupillen des Hundes erweitert und anschließend die Netzhaut mit einem augenärztlichen Instrument, dem indirekten Ophthalmoskop, untersucht.
Der untersuchende Tierarzt sieht bei den verschiedenen Formen der PRA folgende Veränderungen:
- erhöhte Reflexion des Fundus (die Innenseite des Augenhintergrundes, der Netzhaut anliegend)
- verminderter Durchmesser und Verzweigungen der retinalen Blutgefäße
- Schrumpfung des sichtbaren Bereiches des optischen Nervs (nervöse Verbindung der Netzhaut zum Gehirn)
Sollte eine dieser Veränderungen festgestellt werden, so wird der Hund in einem absehbaren Zeitraum seine Sehkraft einbüßen. Die PRA ist medikamentös nicht aufzuhalten.

Bei jedem Deckakt ist die Freiheit von GPRA, totaler RD und erblichem Katarakt durch einen Augenuntersuchungsbefund nachzuweisen. Der Befund bleibt 12 Monate gültig.

Auswertung der Untersuchung
gPRA ist eine rezessiv vererbte Krankheit, d.h. ein erkrankter Welpe muss sowohl vom Vater als auch von der Mutter eine defekte Gen-Kopie erhalten haben. Seine Nachkommen sind alle Träger einer defekten Gen-Kopie. 
Rezessive Vererbung durch Trägertiere eines Wurfes heisst somit:
1. Es gibt freie Tiere, welche von den Eltern zwei gesunde Gene erhalten haben.
2. Es gibt Trägertiere, die von den Eltern ein gesundes und ein krankes Gen vererbt bekommen haben. Diese
  Hunde erblinden nicht, da durch das gesunde Gen die Sehfunktion aufrecht erhalten bleibt.
3. Es gibt Merkmalsträger, welche von den Eltern je ein defektes Gen vererbt bekommen haben. Diese Hunde
  erblinden und geben das defekte Gen an alle Nachkommen weiter.

Klassifizierung/Zuchtbedingung
Hunde mit dem Befund positiv oder zweifelhaft, dürfen nicht zur Zucht eingesetzt werden. Darüber hinaus sind die Eltern und die ersten Generationen (direkte Nachkommen) von an gPRA erkrankten Hunden als erwiesene gPRA-Träger von der Zucht auszuschließen.

Wie äußert sich gPRA und wie geht man damit um?
Am Anfang steht die Dämmerungsschwachsichtigkeit, d. h. Verlust der Anpassung des Sehvermögens an das Dämmerlicht. Der Hund wird bei Dunkelheit vorsichtiger gehen, besonders in fremder Umgebung. Mit langsamem Fortschreiten der Erkrankung bemerkt man die weiten, großen Pupillen des Hundes und das Durchscheinen eines grünlich leuchtenden Reflexes. Dann verschlechtert sich auch das Tagsehen. Die Pupillen erweitern sich, oft verändert sich zusätzlich die Augenlinse, sie trübt ein und wird undurchsichtig. Ist der Labrador davon betroffen, so tritt der Krankheitsbeginn zwischen 3-6 Jahren auf.

Sollte der Hund an der gPRA erkranken, so sollte man in seiner Umgebung nichts verändern. An unbekannten Orten sollte man die Leine als Sicherheitsverbindung einsetzen. Wird er gestreichelt, so sollte man ihn vorher ansprechen, dass er nicht erschrickt. Da der Hund sowieso in einer Geruchswelt lebt, wird das langsame Erblinden seine Lebensqualität nicht unbedingt verschlechtern.

HC - Hereditary Cataract
Vererbbarer grauer Star. Eine Undurchsichtigkeit der Linse, die man schon beim Welpen erkennen kann. Bei der Katarakt werden abhängig vom Zeitpunkt des Auftretens, der genauen Lokalisation und der Ursache zahlreiche Unterformen unterschieden. Eine chirurgische Therapie ist möglich.

RD - Retina Dysplasie
Erbliche Augenerkrankung. Eine Fehlentwicklung der Netzhaut. Man unterscheidet drei Formen der Retina Dysplasie:
1. Netzhautfalten
2. Geografischer Retinadysplasie mit größeren Flächen abnorm entwickelter Netzhaut
3. Totaler Retinadysplasie mit Netzhautablösung.
Die letzten beiden Formen führen zur Beeinträchtigung des Sehvermögens bzw. Blindheit.


4. Zähne

Die Untersuchung
Bei der Welpenabnahme wird die Zahnstellung überprüft. Die Vollständigkeit des bleibenden Gebisses wird routinemäßig beim Tierarzt überprüft oder beim Formwert.

Klassifizierung / Zuchtbedingung
Das Gebiss eines Zuchthundes muss eine komplette Schere haben, und darf keine Zange sein. Bei mehr als 4 fehlenden Zähnen erhält der Hund keine Zuchtzulassung. Fehlen P4 (Prämolaren) oben oder M1 (Molaren) unten erfolgt die Auflage, nur mit vollzahnigen Partnern zu paaren.

Nach oben